An dir kann ich gut sein

Ich dachte immer aufgeben hat etwas Demütigendes. Ich dachte aufgeben würde mich nieder machen, klein halten und zermürben auf Dauer. Ich dachte aufgeben sei etwas Negatives, etwas Schmerzhaftes. Aufgeben wäre das Letzte was ich wollte. Und es wäre niemals etwas, was ich von meinem Pferd verlangen würde. Ich dachte aufgeben würde unser beider Beziehung schwer schaden. Denn aufgeben im herkömmlichen Sinn bedeutet doch, das mindestens einer der beiden Parteien den Körper auf irgendeine Art verlässt und somit frei zur Verfügung stellt. Sich nicht mehr wehrt, nicht mehr kämpft, nicht mehr anwesend ist. Und so auch nicht mehr mit entscheiden, mit spielen, mit dabei sein kann. Oder?

Wie wäre es mit einer anderen Sicht der Dinge? Was wäre wenn aufgeben von Aufgabe kommt. Ist zumindest im Wort sehr verwandt, nicht wahr? Und Aufgabe ist sehr nahe an Hingabe.

Wenn dein Pferd mit dir arbeitet, oder bereit ist mit dir zu arbeiten, dann ist das Hingabe. Und wenn du ganz genau hinspürst dann wirst du erkennen, dass es sich aufgibt. Für dich. So wie du dich aufgibst, wenn du zu 100% bei deinem Gegenüber bist. Das ist nicht negativ. Im Gegenteil. Wie viel Kraft und Freude empfindest du, wenn du ganz für jemand oder etwas gehst?

Es ist ein Geschenk, nicht wahr? Ein Geschenk für dich selbst, wenn du dich aufgibst. Und was wäre, wenn dein Pferd es ebenso empfinden würde, wenn es ganz für dich da sein darf? Ganz für dich gehen darf in diesem Moment? Es gibt sich auf für dich. Und du gibst dich auf für es. Ihr geht beide für etwas Größeres.

Es ist wie ein hinein sickern ineinander. Ein Verschmelzen ineinander. Bei völligem Bewusstsein. Bei völliger Kontrolle. Ohne dass einer von euch beiden den Blick verliert. Ohne Schwindel, ohne Angst.

Dein Pferd findet in dir den Raum, den Halt, die Freude um sich wohl zu fühlen. Ganz anders, als wenn es alleine ist. Also frage ich dich: Gibst du ihm die Möglichkeit, sich aufzugeben in dir? Schenkst du ihm den Raum, in dem es gut sein kann? Bist du bereit, wirklich bereit offenen Herzens mit ihm Freude zu teilen, zu spüren, zu empfinden? So dass es spürt:

An dir kann ich gut sein.

Meine Auf – Gabe ist es jetzt mit dir zu sein. Meine Auf – Gabe ist es jetzt an dir zu sein. Meine Auf – Gabe ist es jetzt mit dir ganz zu sein.

Es entsteht EIN Organismus, ein Synergieeffekt. Aus 2 Wesen wird 1 Wesen. Etwas Größeres.
Ihr geht beide für etwas Größeres.

So als würde man sich gegenseitig ineinanderhineinschwängern.

Was wenn der Idealzustand wäre, dass das immer so wäre, wenn wir auf andere Menschen, Tiere, Pflanzen … treffen. Was wenn wir aufhören würden um uns selbst zu kreisen und uns ganz dem Leben aufgeben würden? Für etwas gehen, was größer ist als unser erdachtes Selbst. Was wenn wir in jedem Moment auch für die Erde (denn mit ihr sind wir ja immer zusammen, auch wenn wir scheinbar alleine sind) gehen würden?

Kannst du diese Dehnung fühlen, die dahinter wohnt? Kannst du dich ausdehnen in etwas Größeres, in etwas Unendliches und in etwas noch viel Bedeutenderes? Kannst dich dich ausdehnen bis in deine kleinste Zelle hinein? Und darüber hinaus?

Was wenn genau diese Auf – Gabe dazu führt, dass wir der Zeit, die uns geschenkt ist mehr Leben geben können? Was wenn wir es schaffen würden auch nur für einen Moment über uns selbst hinaus zu wachsen, uns über uns selbst hinaus zu geben.

Du bist eingeladen mit mir zu forschen … wie du der Zeit mehr Leben gibst

Ich freue mich auf dich!
In Liebe
Verena

Hier geht es zu Teil 2 und Teil 3