Die Höhen und Tiefen des Daseins. Mal ist es oben, mal unten und dazwischen findet auch etwas statt, allerdings nicht so richtig viel, oder? Nur manchmal, da braucht man genau das. Nichts. Langweilige Eintönigkeit, ein leises Piiiiieeeep im Hintergrund, das sagt, Achtung, Achtung, sie sind kurz davor hier festzuwachsen und das Leben zu verneinen. Ihr Herzschlag gleicht einem Strich. Dann entscheidest du, was zu tun ist.
Ab geht die Post!
Ich durchlebe Phasen, da bin ich unfassbar kreativ. Da reiße ich die Welt ein mit meinem Tatendrang. Wirklich. Ich lege los, kremple einmal alles um und baue es wieder auf. Ich schöpfe beinahe atemlos eine Sache nach der anderen und kann mich kaum zurück halten. Es bricht aus mir hervor, wie aus einem Vulkan, der einfach viel zu lange schon geschlafen hat. Nichts und niemand hält mich auf. Ich bin unstoppable.
Dann wieder nicht.
Diese Phasen sind unterbrochen durch jene Phasen, die ich weniger gerne mag. Die ich auch wirklich schwer aushalten kann. Die Tiefs. Jene, in denen nichts passiert. Einfach gar nichts. Nicht kreativ, nicht offensichtlich. Nichts, was man in den Händen halten kann, entsteht. Ich gebäre keine Kinder. Wie auch. Man kann nicht unablässig Kinder gebären. Mann sowieso nicht. Frau auch nicht. Nach der Geburt folgt das Wochenbett. Aber das zieht mich echt runter.
Kann nicht einfach immer alles voller Geburt sein?
Oder ist es das vielleicht und ich sehe es nicht? Vielleicht geschehen Dinge im Verborgenen, die ich nicht sehen kann? Ich halte es wirklich schwer aus, wenn nichts für mich Offensichtliches geschieht oder entsteht. Vielleicht weil ich mich unproduktiv fühle. Vielleicht, weil ich das Gefühl habe ich tue nichts. In unserer Gesellschaft zählt man nur, wenn man etwas tut. Ja, vielleicht. Das ist ein Grund. Eingetrichtert. Aber auch, weil mir das Schöpfen ein totales Bedürfnis ist. Wenn nichts geschieht, fühlt sich das an als hätte ich Verstopfung. Das macht mich krank. Ich halte es wirklich schwer aus.
Geh Kuchen backen, haben sie gesagt.
Kuchen backen macht mich nicht so zufrieden. Kuchen backen ist nicht wirklich etwas für mich. Und doch gehe ich da durch. Durch diese Phasen, die unangenehm unproduktiv sind. Ich mag sie nicht. Und doch gibt es sie. Manchmal versuche ich mich daran, sie zu durchbrechen. Oder zu unterdrücken. Oder einfach so zu tun, als wären sie nicht existent. Ich versuche kleine Dinge zu tun. Mini Schritte zu gehen. Mini Dinge zu schöpfen. Aber manchmal bin ich dann dennoch einfach so erschöpft, dass sich gar nichts schöpfen lässt. Frustrierend. Bedauerlich. Nervig.
Ich habe kein Rezept dagegen.
Ich wollte dich nur wissen lassen, falls es dir auch so geht, mir geht es ebenso. Du bist also nicht alleine. Das ist alles. Du kannst und darfst warten. Das ist was ich kontinuierlich lerne, ich lerne warten. Geduld zu haben. Ja, mein allerbester Freund. Geduld. Haha. Sehr witzig. Jedenfalls ich lerne warten und darauf zu vertrauen, dass immer wieder etwas kommen wird, was geschöpft werden möchte. Vor allem lerne ich, dass mit absoluter Sicherheit diese Tiefphase, jene, in der nichts geht, vorüber geht. So wie alles vorüber geht. Es ändert sich stetig.
Es tut nicht lange weh.
Ich atme weiter. Versuche nicht verrückt zu werden. Versuche nicht zu verzweifeln. Versuche meinen Gedanken, die mir erzählen wollen, dass das jetzt alles war und für immer so bleiben wird, so unfassbar unproduktiv, keinen Glauben zu schenken. Ich trinke Kaffee, sammle Mist, lese, schaue Filme und warte auf den erneuten Kuss der Muse. Und dann geschieht etwas Lustiges. Ich fürchte mich vor der nächsten wilden Phase! Wenn ich wieder wie besessen, atemlos umkremple, schöpfe, kreiere. Wie eine Wilde. Meinen Strömen folgend. Mitgerissen.
Keine Chance diese Wogen des Daseins zu glätten.
Es wird Zeit sie zu genießen.