Von Lügen

In letzter Zeit hab ich mich oft verloren. Bin seltsamen Idealen gefolgt und habe vergessen, wonach es mich sehnt. Dieses eine Leben, das ich jetzt lebe, möchte ich doch füllen mit Zeit, die mir wohlgesonnen ist. Dinge tun, die ich liebe und meine Stunden so verbringen, wie es mir gut tut, nicht wahr?

In unseren Köpfen hängt die Vorstellung sehr fest, dass wir zu funktionieren haben. Geld verdienen, organisieren, Dinge erledigen, Kunden gewinnen, sich zeigen und all dieses Zeug. Dem sitzen wir alle mehr oder weniger, immer mal wieder, auf. Leider. Und ich bin ein ganz besonderes Opfer 😀 ich bin nämlich leicht zu fangen.

Ich glaube erstmal alles, was man mir erzählt. Wahrscheinlich, weil ich glaube, dass jeder, der den Mund aufmacht, die Dinge, die er sagt auch ernst meint. Bis vor Kurzem dachte ich das von mir auch. Bis ich mich beim Lügen ertappt hab. Und zwar nicht beim Lügen anderen gegenüber. Ganz und gar nicht. Ich stellte es viel schlauer an. Ich belog mich selbst.

Ich tat das immer und immer wieder. In vielen Bereichen. Ich belog mich privat, beruflich, machte mir vor, dass ich nichts konnte. Hielt mich selbst klein und gefangen in Vorstellungen, die mich verletzten. Ich tat mir selbst weh. Von innen. Ohne Unterlass. Und vor allem so lange ohne es zu realisieren.

Spannend daran, ich dachte, ich belüge nur mich. Aber es ist ja de facto so, wenn du dich selbst belügst, belügst du auch andere. Ganz automatisch. Das lässt sich nicht voneinander trennen. Indem du dir nicht die Wahrheit sagst, bist du auch unehrlich zu anderen. Dafür musst du nicht aktiv lügen. Du läufst als lebendige Lüge herum. Du verkörperst quasi die Lüge. Heftig, oder?

Das ist ein hartes Fazit mir selbst gegenüber. An dieser Stelle muss und möchte ich mich bei all meinen Mitmenschen entschuldigen, sie mit belogen zu haben. Ich weiß auch noch nicht so richtig, wie ich das wieder gut machen kann. Aber ich beginne heute bei mir selbst und zwar damit, genauer zuzuhören, in mich zu fühlen und mir wirklich die Wahrheit über mich zu erzählen.

Vielleicht finde ich dadurch auch wieder heraus, was ich wirklich will. Ein sehr wichtiger und mitunter ein schwieriger Punkt. Denn während der ganzen Zeit, in der ich mich belogen habe, habe ich auch vergessen, was ich wirklich will. Oder besser gesagt, ich hab es überschrieben. Mit Lügen.

Ab jetzt ist Schluß mit Lügen. Ich möchte mir zuhören, möchte fühlen, was ich fühle und möchte dem folgen, was mich wirklich zieht. Tun, wonach mir ist. Mein Leben leben und mich nicht dem vermeintlichen „so muss es sein“ unterordnen. Eine Geschichte, die ich mir seit mehreren Jahren (43?) erzähle. Ich will endlich frei sein. Ich bin frei.

Es ist Zeit für ein neues Buch. Oder zwei. Oder drei. Und es ist Zeit für neue Bilder. Und Songs …

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