Ich betrete mein Atelier. Es riecht nach neuem Teppich, noch immer. Obwohl er nun schon ein paar Monate liegt. Vielleicht zwei? Ich kann mich nicht erinnern. Jedes Zeitgefühl fließt aus meinem Körper, mehr und mehr. Die Zeit verschwimmt und das Gefühl mit ihr. Ich habe das Gefühl schon ewig hier zu sein. Und auch nicht. Der Geruch des neuen Teppichbodens mischt sich mit dem Geruch von Dachboden und alten Holzbalken. Jener Geruch, leicht modrig und irgendwie verfallend, war der Treiber für eine Renovierung des Zimmers aus dem jetzt das Atelier geworden ist. … mehr …
Von Verwirrungen
Manchmal frage ich mich, warum ich so viel fühle. Dann weiß ich auch gar nicht, ob das meine Gefühle sind oder die von anderen. Ob das was ich denke, zu mir gehört oder eigentlich durch einen anderen Kopf rauscht.
Oder ob diese ganzen Gedanken und GefühlsWolken einfach allgemein durch die Gegend cruisen und nur so im Ansatz an mir hängen bleiben. Ein kollektiver Gedankensalat von dem ich mir ab und zu ein Blatt abzupfe.
Könnte ich ja aber auch lassen?
Würde mir an der ein oder anderen Stelle Zermürbung ersparen. Ich könnte fröhlich und heiter, immer weiter, einfach tun und lassen, was ich eh will. Und zwar ohne komische Pupse in meinem Kopf.
Malen zum Beispiel. Oder Manuskripte überarbeiten. Oder Musik schreiben. Einfach so. Just for fun…
Wie gelingt das denn trotzdem?
Machen. Einfach machen. Sagt die weise Stimme in meinem Geist. Weiter auf dem Pfad der für dich ist. Schon beim ersten Schritt werden alle Verwirrungen leiser und du wirst sehen. Klar erkennen, was für dich ist.
Aha, sage ich noch etwas skeptisch … … … während ich in den nächsten schöpferischen Prozess eintauche, höre ich den Gedanken beim Verhallen zu. Die Gefühlswellen, egal welchen Ursprungs sie waren, verebben und ich bin eingehüllt von Frieden.
Von Lügen
In letzter Zeit hab ich mich oft verloren. Bin seltsamen Idealen gefolgt und habe vergessen, wonach es mich sehnt. Dieses eine Leben, das ich jetzt lebe, möchte ich doch füllen mit Zeit, die mir wohlgesonnen ist. Dinge tun, die ich liebe und meine Stunden so verbringen, wie es mir gut tut, nicht wahr? … MEHR …
Vom Wechsel
Mir fehlt das Leben und ich weiß nicht, wo es hingehen soll. Ich habe das Gefühl früher hatte ich viel mehr Lebenslust. Kennst du das? Ich weiß nicht, ob es an der Jahreszeit liegt oder vielleicht an den Wechseljahren, die zwar noch nicht in vollem Gange sind, sich aber unweigerlich ankündigen. Jeden Tag ein bisschen mehr. Jeder Eisprung ist irgendwie heftiger als der vorherige und jede Blutung wilder als die davor. Irgendwann werde ich wohl explodieren. Eines Tages werde ich aufwachen und meinen Einzelteilen dabei zusehen, wie sie durch den Raum fliegen.
… mehr …
Schnee
Der Schnee macht mich still. Er schenkt Ruhe und Frieden. Fährt die Anspannung aus meinen Zellen, lässt mich mich genauer fühlen, lässt die Sanftheit wieder zu. Es ist nicht meine Aufgabe mit dir über meine Sanftheit zu diskutieren oder mich zu rechtfertigen. Es ist meine Aufgabe meine Sanftheit zu erwähnen, zu zeigen und dich gegebenenfalls an deine zu erinnern. Es ist vielleicht mein Ansinnen deine Sanftheit zu wecken, dadurch, dass ich von meiner erzähle. Und doch gibt es eigentlich nichts zu sagen.
Denn Sanftheit ist irgendwie still. Oder? … MEHR …
Leere
Heute fühle ich mich leer. Um ehrlich zu sein, schon länger. Ja, da ist eine tiefe Leere in mir, ein Loch, das offen liegt und sich irgendwie nicht schließen lässt. Es schließt sich nicht von selbst und egal, was ich auch hinein gebe, es füllt sich nicht. Weder Geld, noch Glück, noch Erleben, noch Fülle, nein, auch Liebe füllt die Leere nicht auf. Es scheint als wäre alles umsonst, alles ohne Sinn und während ich das schreibe wird es groß und größer und ich tauche tief in diesen Nebel hinein. … mehr …
Hinein in den leeren Raum
Ich schreibe … hinein in den leeren Raum. Es ist mir ein Fest. jedes Wort, jeder Buchstabe ist pure Hingabe. Pure Liebe gebannt in die Form eines typografischen Elementes. Ich seufze und freue mich.
Ich atme … fülle den leeren Raum meiner Lungen mit Leben. Hab lange nicht geatmet, hab still gehalten und gewartet, ein Leben lang. Das hat ganz schön gedauert.
Ich falle … weil der Halt, der alte, nicht mehr hält. Weil alles, was ich kannte verdunstet ist, sich aufgelöst hat in sich selbst. Und dann … beginne ich zu schweben. Ich schwebe durch die leeren Räume meiner Vorstellungskraft und lasse alles geschehen, was ich mir wünsche. Denn ich bin der Schöpfer. … Ups, hab ich das wirklich gesagt? Ja, sogar geschrieben … weil es an der Zeit ist. Weil es Zeit ist zu schreiben, wie es wirklich ist.
Wie von Zauberhand lösen sich die Knoten in meinem Hirn, mein Bauch entspannt und alles, was in Form gebracht werden will, formt sich. In Buchstaben, Worten und Text. Hinein in den leeren Raum deines Geistes …
Schreiben ist Fürsorge
Writing is caring. Das war das erste, was mir in den Sinn kam. Ich liebe es. Es macht mich glücklich. Es nährt mich. Es nährt mich die Finger auf die Tastatur zu legen und Worte zu formen.
Ich tue das nicht nur für mich, sondern auch für dich. Es macht mir Freude zu schreiben und zu wissen, dass du es irgendwann lesen wirst. Nicht gleich, aber vielleicht irgendwann. Wenn du deine Augen auf meine Worte richtest werden sie immer noch hier sein. Sie werden nicht weg sein, nicht geflohen. Sie werden noch immer da sein und auf dich warten. Nicht um des Wartens willen. Einfach weil sie da sind. Geboren und sind. Ohne Hintergedanken warten sie auf dich. Sie sind einfach da. Für dich.
Diese Worte sind für dich hier. Sie sind für dich geschrieben und möchten deinen Geist inspirieren. Sie möchten unbekannte Samen säen oder Grenzen niederreißen. Sie möchten, dass du neues Land erkundest in deiner Vorstellung und dir neue Wege zeigen, die du bisher noch nicht begangen hast, denn jedes von ihnen ist für dich neu. Auch wenn du es schon kennst. Aber nie in diesem Zusammenhang, nie in dieser Aufstellung. Lass sie ein neues Bild in deinen Kopf malen.
Meine Worte sind eigentlich nicht meine Worte. Diese Worte sind die Worte, die durch mich fließen. Sie kommen durch mich, werden geboren und sind. Sie gehören mir nicht. Und ganz oft habe ich nach dem Schreiben vergessen, was ich geschrieben habe. Noch ein Grund mehr, warum ich glaube, dass es nicht MEINE Worte sind.
Wenn ich sie lese und ihnen beim Entstehen zusehe, lächle ich meistens. So als würde ich den Kätzchen beim Spielen zusehen. Mein Blick ist verträumt, meine Augen verzückt, ich freue mich aus tiefster Seele über jedes einzelne Wort. Klingt verrückt. Aber fühlt sich total schön an. Und noch schöner, wenn ich weiß, dass auch du vielleicht verträumt lächelst, vielleicht deinen Kopf ungläubig schüttelst oder dir die Haare raufst. Weil meine Worte ein kleines wohliges Erdbeben in dir ausgelöst haben. In deinem Herzen.
Schreiben ist Fürsorge.
Aussteigen
Eines Morgens bin ich erwacht. Bin zu mir erwacht und wusste, wer ich sein will. Flexibel und offen und mehr vom Leben als nur dieses eine. Es gibt so viel da draußen, was mich zieht. Es gibt so viel da draußen, was mich nährt und sich mir zeigen will. Also los, Liebes, los! Lass dich nicht aufhalten! Eines Morgens habe ich mein Nachthemd abgelegt, meine Flügel angezogen und mich auf die Socken gemacht, bin losgeflogen und nie wieder gelandet. Ich treibe, schwerelos im Raum und erkenne dich.
So klingt es, wenn ich aus den Tiefen meines Seins berichte. Und dann habe ich nur an der Oberfläche gekratzt. Und trotzdem ist es wichtig, dass du das weißt. Du sollst wissen, dass du nicht alleine bist, wenn du dich alleine fühlst, nicht weißt wohin und warum. Du sollst wissen, dass nichts auf Erden so erschreckend sein kann, wie das Gefühl selbst. Und es braucht dafür kein Label. Nein, braucht es nicht. Du kannst es durchlassen, einfach so. Atme.
Das ist mitunter eh das wichtigste: Atmen. Mehr brauchst du nicht. Aber höre nicht damit auf. Lass den Atem nicht versiegen, lass ihn nicht stocken. Fluss, ein Fluss der Hingabe an das Leben. Zum Staunen. Ja. Das Leben ist zum Staunen. Wozu denn sonst?
Deine Stimme in meinem Ohr flüstert mir zu den Hilfeschrei, den du gerne tätigen würdest. Dich befreien. Endlich. Finally. Endlich aussteigen aus dem ewigen Sumpf des Daseins. Langweilig, immer gleich. Und nichts, einfach nichts tut sich. Alles bleibt wie es ist.
Geh, mein Lieber, geh. Geh den Schritt. Es ist an dir. Niemand sonst kann das für dich tun. Nur du.
Von Selbstfürsorge
Die schwarze Katze ist beim Tierarzt zum Kastrieren. Ich hab sie abgegeben und jetzt ist Zeit. Zeit, die ich ausnahmsweise nicht verplant habe. Irgendwie ist mir in letzter Zeit genau diese Zeit abhanden gekommen. Mir kommt es vor, als wäre jede Sekunde durchgetaktet. Nichts ist dem Zufall überlassen und jeder Handlung folgt, ganz geplant, eine nächste. Jetzt das, dann das, dann das. Immer noch eine Aufgabe, noch etwas zu tun und mehr Arbeit.
Ich seufze und sehne mich nach Entspannung, nach Raum. Nach kreativer Muse. Oh ja, das wäre schön! Und wann habe ich mir das letzte Mal eigentlich etwas Gutes getan? … mehr …