Mir scheint es als würden all diese seltsamen Dinge, Ideen und Verhaltensweisen, die wir so an den Tag legen vor allem einem zu entspringen: dem Mangel.
Etwas oder jemanden zu brauchen. Ich habe oder bin etwas nicht, ich brauche etwas oder jemanden. Egal ob in einer (Paar)Beziehung, Freundschaft, Feindschaft, Zusammenleben mit einem Tier, Geld oder jede andere Form der Begegnung. Die Notwendigkeit nach einem Gegenüber. Aber wie geht ein freies Zusammenleben? Ein ICH MÖCHTE. Wie geht das und wie groß ist der Spalt zwischen brauchen und wollen?
Und dieser Mangel, liegt der nicht in uns selbst? In unserer Idee des Seins? In unserer Erfahrung des Seins? Wir sind nicht genug, deshalb brauchen wir jemand, um unser gelerntes nicht perfekt sein auszugleichen, oder besser noch: es auf unser Gegenüber zu projizieren.
Es scheint schwer zu sein, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, hegen wir doch den Wunsch, dass sich alle auf uns einstellen. Es scheint schwer zu sein, uns selbst so zu nehmen, wie wir sind, hegen wir doch den Wunsche jedem gefallen zu wollen.
Gibt es überhaupt Beziehungen, die ohne Abhängigkeit existieren? Gibt es freie Beziehungen? (Paar)Beziehungen, die wirklich frei sind? Oder sind wir immer in irgendeiner Form irgendwann abhängig voneinander? Weil das so passiert? Oder weil wir es uns hinreden? Weil wir glauben, dass das so sein müsste? Oder weil wir einfach nur GLAUBEN dass es so ist?
Weil wir es so gelernt haben? Vorgelebt? Mit Ideen gefüttert? Wir setzen uns unter Druck, unter Zwang, geben uns selbst eine Richtlinie vor, wie etwas zu sein hat. Eine Beziehung, eine Ehe, eine Familie, eine Mutterschaft, eine Vaterschaft, PMS, Menstruation, die Tage ohne, Mann sein, Frau sein, Kind sein, erwachsen sein, Pferd sein, PferdeMensch sein, Montag, Dienstag, Mittwoch, … das Leben eben.
Aber wie denn? Wie stellst du dir vor, dass es zu sein hat? Dein Leben. Und wenn es diese Vorstellung nicht erfüllt, das Leben, was macht das mit dir? Bist du frustriert? Oder fließt du mit? Lässt du dich vom Leben überraschen? Änderst du dein Leben? Oder änderst du deine Vorstellungen?
Verwirklichst du dich selbst? Oder verwirklichst du das Leben? Oder geht vielleicht beides? Oder ist es egal? Nicht wichtig? Bist du glücklich? Zufrieden? Und wenn nein, ehrlich? Oder vielleicht doch? Oder hast du auch das gelernt? Man ist nicht glücklich. Man ist nicht zufrieden. Das macht man nicht! Wie würden sich denn die anderen damit fühlen, wenn ich glücklich wäre?! Frechheit!
Und die Frage aller Fragen: BRAUCHE ich IRGENDJEMAND oder IRGENDETWAS um glücklich zu sein??? (Und nebenbei bemerkt: was bedeutet überhaupt „glücklich sein“?)
Schließ die Augen, atme, lausche und finde (k/d)eine Antwort … jetzt …
Mein wunderschönes Pferd hatte eine sehr weise Antwort für mich: Erst das Loslassen von Ideen wie irgendetwas irgendwann irgendwie zu sein hat erlaubt mir Innigkeit.
Ja. Es erlaubt mir Innigkeit mit dem Moment, mit dem Leben selbst. Mich einzulassen auf Lebendigkeit. Auf Zeit oder das Zeitlassen, auf Glück, auf Schmerz, auf Gefühl oder Emotion, auf Tag, Nacht, Sein, Sterben, Kommunikation, … . Was auch immer es ist. Es ist.
Und das ist unter Umständen das Gegenteil von Mangel. Oder er ist Teil davon und verliert sich in ihr?! Die Fülle. Erfüllt sein. Ich bin erfüllt. Mit Sein, mit Leben. Einfach so. Ohne Tool. Ohne Werkzeug, Zutun oder sonstige Hilfsmittel. Ganz rein. Ganz SEIN. GANZ sein.
Und unter Umständen sind Mangel und Fülle einfach nur zwei Seiten ein und derselben Medaille … zwei Teile einer Liebesbeziehung, die zärtlich, sanft und innig zusammen existieren … stellt euch das mal vor … … …[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]