Versuchung

Der Wunsch dir zu gefallen, dir zu imponieren, dich zu beeindrucken ist groß.
Der Drang dem Nachzugeben noch größer. Der Versuchung mein Leben mit dem DU zu füllen kaum zu wiederstehen.

Doch ich weiß ich rede mit mir selbst.

Du wirst mich nicht sehen, wenn ich es nicht selbst tue. Du wirst mich nicht nähren, wenn ich es nicht selbst tue. Du kannst nicht Mittelpunkt meines Universums sein, weil ich es nur selbst sein kann.

Ich danke dir für diese Erkenntnis. Nach der Erkenntnis kommt die Wandlung haben sie gesagt. Ich bin in froher Erwartung.

Ich bin gelandet, aber es fühlt sich schrecklich an. Zwar ruhig und geerdet und klarer. Aber leer. Irgendwie sinnlos.

Und doch stimmt das alles nicht. Rede ich es mir ein. Ich erzähle es mir selbst, weil die Flucht in den Traum einfacher, schöner, leichter ist als das, was man als Realität bezeichnet.

Und vielleicht ist auch das alles nicht die Wahrheit. Wenn ich ehrlich bin, genieße ich alles. Das Flüchten, das Bleiben, das Träumen und das Realitäten. Das Dramatisieren ebenso, wie das Relativieren. Ich kann gar nicht anders. Ich bin drin. Voll drin. Wie immer … das bin ich …

Die Versuchung mich zu verbiegen, mich zu verraten ist so groß und greifbar, wie der Eisbecher selbst. Mir meine eigenen Lügen zu erzählen. Mich hinein zu dramatisieren, wie schrecklich, ungerecht und anstrengend das Leben (ohne dein Du oder auch mit deinem Du) sein kann.

Ich falle hinein, das geht ganz leicht, aber ebenso leicht falle ich wieder heraus.
Schmerz ist meist ein Teil des Prozesses, aber nicht automatisch gleichbedeutend mit Leid. Leid entsteht durch den Blickwinkel.

Und das du? Das steht ja nur stellvertretend für einen Teil meines Ichs. Ein Teil meiner Seele, meines Selbst, meiner Essenz, nenn es wie es dir gefällt.

 

Diesen Text findest du auch analog auf echtem Papier in meinem Buch „Gedichtetanz“